Pathologie

Uterusmyome, auch als Leiomyome oder Myome bekannt, sind gutartig und entstehen aus Zellen glatter Muskulatur und Bindegewebe aus dem Uteruscorpus. Die Muskelzellen wachsen in Wirbeln, welche kugelförmige Strukturen mit einem Durchmesser zwischen 1mm und 20cm bilden. Wenn das Wachstum nahe der Außenseite des Uterus beginnt, wird der Tumor ein subseröses Uterusmyom. Wenn das Wachstum nahe der Mitte des Uterus beginnt, handelt es sich um ein intramurales Uterusmyom und wenn das Wachstum nahe des Endometriums beginnt, wird es ein submuköses Uterusmyom.

Uterusmyome sind aus glatten, monoklonalen Muskelzellen des Uterus zusammengesetzt, das heißt, dass alle Muskelzellen eines Uterusmyoms aus einer Zelle entstehen, die sich extensiv vermehrt hat. Es ist derzeit unbekannt, ob der anfängliche oder andauernde Vermehrungs-Stimulus dieser Zellen genetisch, viral oder entzündlich bedingt ist oder eine andere Ursache hat.
Uterusmyome können singulär oder multipel auftreten. Die meisten Uterusmyome entstehen intramural. Mit weiterem Wachstum tendieren einige Läsionen in Richtung der Außenwand des Uterus (subserös oder gestielt), einige in Richtung des Uteruscavum (submukös oder intracavitär). Intracavitäre Läsionen tendieren dazu, stärker zu bluten und interferieren mit einer Schwangerschaft. Sekundäre Veränderungen, die sich innerhalb von Uterusmyomen entwickeln sind: Blutung, Nekrose, Verkalkungen und zystische Veränderungen. Weniger häufig entwickeln sich Uterusmyome in den kaudaleren (unteren?) Uterusabschnitten, der Zervix oder den Ligamenta uterina.
Uterusmyome sind östrogensensitiv und haben Östrogenrezeptoren. Sie können während der Schwangerschaft aufgrund der erhöhten Östrogenspiegel rasch wachsen. Wenn die Östrogenspiegel mit dem Erreichen der Menopause sinken, tendieren Uterusmyome dazu zu schrumpfen. Die Hormontherapie basiert auf diesem Prinzip. Kontrazeptiva spielen wahrscheinlich eine Rolle in der Wachstumsstimulation von Uterusmyomen; diese schrumpfen daher wieder, wenn die Einnahme der Kontrazeptiva gestoppt wird. Ob orale Kontrazeptiva zu einer erhöhten Inzidenz (einem erhöhten Auftreten?) von Uterusmyomen führen ist umstritten. Die Studienergebnisse sind hier widersprüchlich und reichen von keiner vermehrten Inzidenz bis zu einer leicht erhöhten Inzidenz. Ursprünglich hatte man angenommen, dass nur Östrogen für das Wachstum der Uterusmyome verantwortlich ist, derzeit scheint aber auch Progesteron für das Wachstum der Myome verantwortlich zu sein.
Die Einnahme einer Hormonersatztherapie in Form von Östrogen und Progesteron in der Menopause kann zu einem Wachstum von Uterusmyomen führen. Es scheint, dass die Progesteronkomponente benötigt wird, da dieses Hormon die Zellreproduktion (mitotische Aktivität) im Uterusmyom selbst erhöht.

Inzidenz

Uterusmyome sind sehr häufig und es wird geschätzt, dass die Hälfte aller Frauen über einem Alter von 40 Jahren und 80% der Frauen über 50 Jahre betroffen sind. Uterusmyome sind vor dem Auftreten der Menstruation nahezu unbekannt. Sie wachsen in der Regel langsam, außer sie werden durch zusätzliches Östrogen und Progesteron stimuliert (z.B. in Form von oralen Kontrazeptiva). Falls keine Hormonersatztherapie verabreicht wird, werden die Uterusmyome und der gesamte Uterus nach der Menopause kleiner. Uterusmyome schrumpfen umso mehr, je länger die Menopause andauert. Sie können unter Umständen verkalken und es ist nicht unüblich, dass eine Röntgen- oder Ultraschall-Untersuchung in einer über 70-jährigen Patientin runde verkalkte Areale in der Uterusregion zeigt.

Symptome

Die Symptomatik hängt von der Größe, der Lokalisation und der Anzahl der Uterusmyome ab. Kleine Uterusmyome sind in der Regel vollkommen asymptomatisch. Generell hängen die Symptome von der Lage der Läsionen und deren Größe ab. Wichtige Symptome sind verlängerte oder verstärkte Menstruationsblutungen, schmerzhafte Menstruation, verstärkter Harndrang oder Harnverhalten und in einigen Fällen Unfruchtbarkeit. Während einer Schwangerschaft können die Uterusmyome für eine Fehlgeburt, Blutungen oder vorzeitige Wehen verantwortlich sein. Außerdem kann es zu einer Beeinflussung der Position des Fetus kommen.
Uterusmyome können akute Unterbauchschmerzen hervorrufen, wenn sie Ihrer Blutversorgung „entwachsen“. Das wird Selbst- oder Spontaninfarzierung genannt und der Schmerz hält für einige Tage bis Wochen an, manchmal auch länger.
Ein Druckgefühl im Unterbauch oder ein Völlegefühl tritt auf, wenn die Uterusmyome eine Größe entsprechend einer Schwangerschaft im 3-4. Monat erreichen. Wenn die Myome an der Vorderwand des Uterus liegen, kann es zu einem Druck auf die Harnblase mit verstärktem Harndrang kommen, wenn sie an der Hinterwand liegen zu verstärktem Stuhldrang.
Abnormale Menstruationsblutungen treten auf, wenn ein oder mehrere submuköse Uterusmyome vorliegen oder wenn ein intramurales Uterusmyom so groß wird, dass es das Uteruscavum eindrückt und die Blutversorgung des Endometriums vermindert oder unterbricht.
Uterusmyome können abhängig von deren Lage zu (Fruchtbarkeits-?)Fertilitätsproblemen führen.

Diagnose

Die Diagnose von Uterusmyomen wird üblicherweise mittels Ultraschall gestellt. Uterusmyome präsentieren sich meist als zentral um den Unterbauch gelegene Raumforderung und reichen selten in die Adnexregion. Ultraschall-Bildgebung kann meistens, aber nicht immer, zwischen Uterusmyomen und Ovarialtumoren unterscheiden. Ultraschall stellt die Uterusmyome als fokale Raumforderungen mit einem heterogenen Echomuster dar wobei es üblicherweise zu einer dorsalen Schallabschwächung kommt. In Fällen in denen eine genauere Darstellung der Uterusmyome und deren Ausdehnung notwendig ist, kann die Magnetresonanztomographie (MRT) eingesetzt werden, um die genaue Größe und die exakte Begrenzung der einzelnen Myome im Uterus darzustellen. Keine Bildgebungsmodalität kann zweifelsfrei zwischen benignen (gutartigen?) Uterusmyomen und dem malignen (bösartigen?) Leiomyosarkom unterscheiden, allerdings ist die Prävalenz des Leiomyosarkoms so gering, dass die Unterscheidung praktisch nicht relevant ist, außer es gibt Anzeichen für eine Infiltration.
Die histologische Analyse ist der Goldstandard um zwischen benignen Leiomyomen und malignen Leiomyosarkomen zu unterscheiden. Der Pathologe sucht nach der aktiven Anzahl an Zellmitosen pro mikroskopischem Hauptgesichtsfeld. Die Definition von weniger als 5 Mitosen pro 10 Hauptgesichtsfeldern oder weniger als 4 Mitosen ist ein häufig verwendetes Kriterium um ein Uterusmyom als gutartig zu deklarieren; ein Pathologe sucht allerdings auch nach Zellatypien und Tumorzellnekrosen und manchmal auch nach DNA Ploidie, um diese Entscheidung zu treffen.
Am häufigsten verwechselt werden Uterusmyome mit dem Vorliegen einer Adenomyose. Bei der Adenomyose wird die Uteruswand infiltriert, was zu einer Wandverdickung und einer Vergrößerung des Uterus führt. Im Ultraschall sieht man daher meist eine diffuse Verdickung der Uteruswand, während Uterusmyome runde Areale mit einer umschriebenen Begrenzung sind. Die Adenomyose ist üblicherweise ein diffuser Prozess und kann selten entfernt werden ohne den gesamten Uterus zu entfernen. Da Uterusmyome chirurgisch entfernt werden können, ist die Unterscheidung der beiden Pathologien sehr wichtig bevor eine Therapie geplant wird. Es ist auch nicht unüblich, eine Adenomyose zusätzlich zu Uterusmyomen zu finden.

Behandlungsoptionen

In den meisten Fällen ist eine Behandlung der Uterusmyome nicht notwendig. Die Uterusmyome werden vermessen und im Verlauf beobachtet mit der Erwartung, dass sie nach dem Einsetzen der Menopause schrumpfen. Daher ist vor dem Einsetzen der Menopause danach zu trachten, Uterusmyome am zu raschen oder zu starken Wachstum zu hindern. Wenn eine Frau die Menopause erreicht ohne Symptome der Uterusmyome zu verspüren, dann ist zu erwarten, dass sie nie behandlungswürdige Probleme durch das Wachstum der Uterusmyome bekommen wird.
Wenn abnormale Blutungen auftreten ist das Therapieziel, die Blutungen unter Kontrolle zu halten. Wenn die Symptomatik vor allem durch ein Druckgefühl im Unterbauch aufgrund der Größe der Uterusmyome bestimmt wird, ist die chirurgische Entfernung, die Myomektomie, die Hysterektomie oder die Schrumpfung der Uterusmyome das Behandlungsziel.
Die Therapie ist sehr von den Symptomen der betroffenen Frau abhängig, weiters vom Einfluss der Symptome auf die Lebensqualität der Frau und ob eine Schwangerschaft jetzt oder in naher Zukunft geplant ist. Im Falle von relevanten Symptomen und/oder sehr großen oder rasch wachsenden Uterusmyomen stehen verschiedene Behandlungsmethoden zur Wahl.

Hysterektomie

Eine Hysterektomie ist die einzige wirkliche Heilung von Uterusmyomen. Es handelt sich um eine definitive Behandlung, macht aber aufwendige abdominelle, vaginale oder laparoskopische Chirurgie notwendig.

Myomektomie

Hierbei handelt es sich lediglich um die Entfernung der Uterusmyome bei gleichzeitiger Erhaltung des restlichen Uterus. Dies kann durch eine Laparoskopie oder auch durch eine offene Operation erreicht werden. Für Frauen die in Zukunft schwanger werden wollen, ist diese Methode wahrscheinlich die beste.

Hormontherapie

Orale Kontrazeptiva, entweder Kombinationspräparate oder Progesteronpräparate, können verwendet werden, um Symptome zu behandeln. Falls dies nicht erfolgreich ist, beinhaltet die weitere medikamentöse Therapie die Verwendung von Medikamenten welche den Östrogenspiegel senken, um eine menopausenartige Situation hervorzurufen. Hierfür werden Gonadotropin-freisetzende Hormon-Analoga (GnRH) verwendet, wenngleich diese Therapie nur eine Kurzzeittherapie ist. Uterusmyome werden durch diese Art der Therapie nicht verkleinert, sie ist meist aber effektiv genug, um die Symptome (insbesondere die Blutungen) unter Kontrolle zu halten und so die Menopause ohne weitere Behandlungen zu erreichen.

Embolisation

Unter Durchleuchtung wird ein Katheter über die Leistenarterie in die Arteria uterina vorgeschoben und ein Bolus von kleinen Kunststoffkügelchen injiziert. Diese Kügelchen bleiben in den Arteriolen hängen, welche zu den Uterusmyomen führen, was deren Blutversorgung reduziert und eine Nekrose hervorruft.

Hochenergetischer fokussierter Ultraschall (HIFU):

Diese Methode wird auch „Magnetresonanz-gesteuerter fokussierter Ultraschall“ genannt. Es handelt sich hierbei um eine Behandlungsmethode, welche hochenergetische, fokussierte Ultraschallwellen nutzt, um die Uterusmyome zu zerstören. Zur Navigation und zum Therapie-Monitoring wird MR-Bildgebung verwendet.


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